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Der Gottvirus - Die neue Hybris der Menschen, die sich besonders in verbaler Abkanzelung Anderer zeigt

Ein Post auf Facebook

 

User 1:

Ich würde gerne was los werden, auch wegen gestern, und zwar, ich bemerke immer wieder, dass sich Menschen falsch wahr nehmen, sie glauben, sie wären gute und anständige Menschen, posten lauter tolle Sprüche auf ihrer Facebook Seite, aber ihr Verhalten spricht das Gegenteil! Wie kann sich ein Mensch, als gut betiteln und für den Frieden sein, obwohl sein Verhalten, alles andere als friedlich ist, und andere Menschen beleidigt oder sogar mobbt?! Ich glaube langsam, die meisten Menschen wünschen sich, gut zu sein, aber der Weg dorthin ist eben nicht einfach! Was sagt ihr dazu, wie seht ihr das?

 

User 2:

OK, ich roll das Feld mal von hinten auf und fange mit meinem Lieblingswitz an. Als ich ihn das erste Mal hörte, musste ich mich fast tot lachen. Aber nicht nur weil er lustig ist, sondern weil man mir endlich mit ganz wenig Worten bildlich erklärt hat, wie Menschen funktionieren und vor allem warum so oft irrational. 

Wie fängt ein Mathematiker in der Wüste einen Löwen? Er baut sich einen Käfig, setzt sich rein und definiert: "Hier ist Außen !"

So funktionieren viele Menschen. Es gibt die, die aus der Not eine Tugend machen. Sorry, mein derzeitiges Lieblingsthema: streng gläubige Muslime. Sie bekommen vom Koran viele Einschränkungen und Verbote auf erlegt und was tun sie, um sich nicht schlecht dabei zu fühlen? Sie machen aus der Not eine Tugend und definieren: "Wir leben ein anständiges, ehrenvolles Leben, anders als ihr Westler und deswegen kommen wir ins Paradies und ihr in die Hölle." Sie sitzen also in einem engen Käfig, definieren aber, dass sie außen sind, die Freien, und wir die Gefangenen.


Dann gibt es die, die vom, von mir so genannten, "Gott-Virus" befallen sind. Auch Hybris genannt. Das sind die meisten Menschen. Noch vor einigen Jahrzehnten sollte der fromme Christ bescheiden sein, Gott anbeten und dessen Gebote befolgen. Die Zeiten sind vorbei. Jetzt ist jeder sein "own personal Jesus" (Depeche Mode) und jeder denkt sich:"Ich mache mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt." (Pippi Langstrumpf) Jeder definiert nun die Do's und Don't's, die Gebote und Verbote, für sich selbst. Es gibt keinen allgemeingültigen Benehmenskodex mehr, Knigge ist verpönt. Wenn aber jeder tut, was er will, dann ist das so, als würde im Straßenverkehr jeder nach seinen eigenen Regeln fahren. Wenn es dann knallt, ist natürlich der andere Schuld, weil er sich nicht an meine Regeln gehalten hat. "Er ist mir an den Karren gefahren", also ist er ein Idiot, hat alles falsch gemacht und verdient, dass ich ihn jetzt fertig mache. Denn in meinem Leben ich bin mein Gott und Gott macht nichts falsch. Und dann denken sich diese selbsternannten Götter:"Wenn nur nicht alle um mich herum solche Idioten wären, sich völlig daneben benehmen, völlig falsch leben, sich völlig falsch verhalten würden und dazu noch die vollkommen bescheuerte Ansichten hätten, dann müsste ich mich nicht so oft über sie aufregen. Weil die mich aber verrückt machen, hab ich keine Nerven mehr, freundlich und höflich zu sein und außerdem, hey ich bin Gott, ich muss mich nicht gut benehmen, ich darf Starallüren haben und sie ausleben. Ähnlich wie in dieser Geschichte, außer dem Schluss: 
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Der König und der vergiftete Brunnen (Dan Millman)
Es war einmal ein König, der lebte in seinem Schloss auf einem hohen Berg. Der König war sehr beliebt bei seinem Volk. Jeden Tag brachten ihm die Leute aus der Stadt schöne Geschenke, und der Geburtstag des Königs wurde im ganzen Land gefeiert. Die Leute liebten den König, denn er war weise und gerecht.

Eines Tages geschah ein Unglück. Alle Brunnen im Lande wurden vergiftet, und alle, die daraus tranken, wurden verrückt. Nur der König, der einen eigenen Brunnen besass, blieb verschont. Bald danach fingen die verrückten Leute im ganzen Land an zu tuscheln: ‘Wie seltsam ist doch unser König. Er ist überhaupt nicht mehr weise, er ist gar nicht mehr gerecht.’ Manche behaupteten sogar, der König sei verrückt geworden. Vorbei war seine Beliebtheit, und niemand brachte ihm mehr Geschenke. Natürlich feierte auch niemand mehr seinen Geburtstag.

Der einsame König langweilte sich und beschloss eines Tages, von seinem Berg herabzusteigen und in die Stadt zu gehen. Es war furchtbar heiss an diesem Tag, darum trank der König einen tüchtigen Schluck aus dem Brunnen am Marktplatz.

An diesem Abend feierte die ganze Stadt ein grosses Fest. ‘Unser geliebter König hat endlich seinen Verstand wiedergefunden’, jubelten die Leute.
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Ja, so denken diese Leute: "Ich bin der Einzige hier, der noch normal ist. Aber ich werde nicht aus dem Brunnen trinken, um so verrückt zu werden, wie die anderen." Leider denken aber die allermeisten genau so. Und dann knallts natürlich. "Ich hab Recht und du bist verrückt!", "Nein, du bist der Idiot, lass dir von mir sagen, wie der Hase wirklich läuft", etc. Und dann erlebt man, was J.P. Sartre in seinem Stück "Geschlossene Gesellschaft" sagen lässt:"Schwefel, Scheiterhaufen, Rost... Was für Albernheiten. Ein Rost ist gar nicht nötig, die Hölle, das sind die andern". Diesen Satz zitiere ich oft und sage ihn auch zu mir, um mir immer wieder bewusst zu machen, was er bedeutet: jeder denkt, die ANDEREN sind die Hölle, nicht man selbst, dabei ist man selbst auch oft die Hölle für jemanden anderen. Aber diese Einsicht fehlt den gottgleichen Menschen. Sie bräuchten jemanden, wie die römischen Sieger auf ihrem Triumphwagen, der hinter ihnen steht und sie immer wieder daran erinnert:"Bedenke, du bist nur ein Mensch". 
Da kommen wir aber zum nächsten Problem. Die meisten Menschen haben eher oberflächliche Freundschaften. Diese funktionieren nach dem Prinzip:"Du und ich, wir sind die Größten und alle anderen sind Deppen". Jemand, der dann kommt und sagt:"Ne, ganz so ist das nicht", der ist nicht gut gelitten. So etwas darf nur ein sehr guter Freund sagen. Aber viele haben keinen solchen oder beide haben nicht das Bedürfnis, nicht mehr als Götter da zu stehen. 
Ein weiterer Grund, andere auf der psychologischen Schiene zu attackieren, ist das verlockend einfache Prinzip: "Wenn ich dich klein mache, stehe ich weit über dir. Das ist weniger anstrengend, als wenn ich mich durch gute Taten, Können, Wissen o.ä. größer mache." Außerdem scheint mir, dass diese Menschen weit unempfindlicher gegenüber Ruppigkeit sind, als ihre Opfer. Sie brauchen keine angenehme, harmonische Atmosphäre und können wohl nicht verstehen, warum andere leiden, wenn sie fehlt. Ich ziehe jetzt einen etwas schrägen Vergleich, aber dafür bin ich berühmt und berüchtigt: Das ist so, als würde jemand 5 mal am Tag Sex brauchen, der andere aber vielleicht gerade mal 2 mal im Monat. Er versteht dann auch nicht, dass jemand unter zu wenig Sex leiden kann.

Um zu überprüfen, ob etwas von dem oben geschrieben auf einen zutrifft, müsste er in sich gehen, ehrlich gegenüber sich selbst sein, sein Verhalten beobachten und einmal in Frage stellen. Dazu haben aber die allerwenigsten Lust. Und so können sie vom "Kobold der Verkehrtheit" (E.A. Poe) regiert werden.

Puh, das war jetzt eine lange Erklärung, aber ich konnte es nicht in weniger Worte fassen.

 

Darf's etwas mehr sein?

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose - Wirklich?

[]

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